"Entfaltete Materie" nennt der Rheindahlener Künstler Wolfgang Franken einen Zyklus von 40 Werken, die er aus Holzscheiten geformt und gemalt hat. ...
Auf einem Arbeitstisch und einem Brett stehen sie dicht gedrängt in seinem Atelier - etwa 20 Plastiken aus Holz. "Aus Brennholzstücken" hat Wolfgang Franken, wie er erklärt, die etwa 20
Zentimeter hohen groben Gebilde mittels diverser Stecheisen geformt, mit japanischer Glasdruck-Technik eingefärbt und bemalt. "Ich habe versucht, der Struktur des Holzes ein neues Gesicht zu
geben", verrät der 61jährige Künstler, der sich ganz der geistlichen, insbesondere der christlich-religiös inspirierten Kunst verschrieben hat.
Was da in seinem urigen Fachwerkhäuschen an der Hilderather Straße entsteht, ist der Zyklus "Entfaltete Materie". "Es handelt sich um eine künstlerische Fastenaktion" erklärt der Katholik
Franken, der seine Arbeiten selten in Kunstgalerien, dafür lieber in Kirchen, Klöstern und Klausen präsentiert. Für die kleinen Arbeiten der Fastenserie, die für jeden Tag zwischen Aschermittwoch
und Ostern bestimmt sind, hat er indes noch keinen Präsentationsort gefunden.
Vertreibung aus dem Paradies
Da hat Franken aus einem Buchenstück einen halb ausgebrochenen Spalt so bearbeitet, das schemenhaft eine Figur erkennbar wird, die sich gleichsam aus dem Stamm herauszubewegen scheint. "Das Werk
heißt 'Vertreibung aus dem Paradies'", erläutert der Künstler. Eine andere Plastik zeigt die Kontur einer hockenden Gestalt: "Das ist Elias, der sich unter einen Busch duckt, weil er sich aus der
Welt zurückziehen, weil er sterben will", informiert Franken. "Aber dort hört er den Ruf Gottes und macht sich erneut ans Werk." Eine dritte Arbeit versinnbildlicht die Geschichte des Zöllners
Zachäus. Nicht allein in der Heilsgeschichte des Neuen Testaments findet Wolfgang Franken seine künstlerischen Motive, das Alte Testament birgt für ihn nicht weniger Wundersames. Der Künstler mit
dem Rauschebart und der kontemplativen Geisteshaltung fühlt sich von dem Material Holz auch angezogen, weil daraus das Kreuz Jesu Christi gefertigt wurde. Aber auch die Ikonographie der
orthodoxen, insbesondere der uralten koptischen Kirchen haben ihn bei der Wahl seiner Themen und Darstellungsweisen geprägt. "Ich war bereits auf dem Berg Athos", berichtet Franken - dank des
Entgegenkommens der dort lebenden Mönche.
Ikonen hängen neben Kruzifixen und selbst gemalten Bildern an den Wänden im Wohnzimmer der Frankens. Eine Arbeit des Zyklus verblüfft durch ihre Schlichtheit. Um den Aststummel an einem Stück
Buchenholz hat der Künstler ein winziges Gewand drapiert. "Es symbolisiert die Auferstehung", verrät er - und klärt die Zusammenhänge gleich auf: "Das Gewand hat Christus abgelegt, als er
auferstand", erläutert Franken, der unter den Holzwerken auch "Armarien" geschaffen hat. Sie haben Öffnungen, die mit kleinen Gegenständen gefüllt sind: geistliche Rüstkammern sozusagen.
Irgendwann, hofft Franken, werde er ein Armarium für den Heiligen Gral schaffen, symbolisch versteht sich.